• Großes Modernisierungsprojekt ermöglicht Herstellung hochfester Stahlsorten und Anpassung der Produktion an aktuelle und zukünftige Anforderungen
• Brammenstranggießanlage mit einer Vielzahl moderner Level-2-Automatisierungssysteme sorgt für einen optimierten Gießprozess  
• Modernisiertes Warmbreitbandwerk mit intelligenten Assistenzsystemen für schnelleres und stabiles Walzen von Stahlband  

thyssenkrupp Steel hat einen wichtigen Meilenstein im Rahmen des Großprojekts Stranggießanlage und Warmbandwerk am Standort Bruckhausen in Duisburg erreicht. Mit einer feierlichen Grundsteinlegung hat der Stahlriese vor kurzem mit der Vormontage der Stranggießanlage 4 und des Warmbandwerks 4 begonnen. Die Zeremonie fand nur wenige Tage nach der Einweihung des von Primetals Technologies gelieferten zweigerüstigen Reversier-Kaltwalzwerks, am Bochumer Standort, von thyssenkrupp Steel statt.

"Unsere neuen und umgebauten Anlagen ermöglichen es uns, den veränderten Anforderungen des Marktes gerecht zu werden, z.B. der Nachfrage nach hochfesten Stahlsorten, geringeren Toleranzen und optimierten Oberflächen", so Heike Denecke-Arnold, Chief Operations Officer bei thyssenkrupp Steel. "Das ist auch ein starkes Signal an unsere Kunden, die durch die neuen Anlagen von einer erhöhten Flexibilität und Verfügbarkeit profitieren werden."

"Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit thyssenkrupp Steel bei diesem enorm wichtigen Projekt, das nicht nur für die Region an Rhein und Ruhr, sondern auch für ganz Europa von großer Bedeutung. Nahezu ein Drittel des großen Investitionsvorhabens wird von Primetals Technologies abgewickelt, und unsere Technologie stellt sicher, dass thyssenkrupp Steel die schnell wachsenden Märkte für hochfesten Stahl und andere moderne Stahlsorten beliefern kann", sagte Hans-Jürgen Zeiher, Leiter des Bereichs Electric and Automation bei Primetals Technologies.

Im Jahr 2021 erteilte thyssenkrupp Steel, Primetals Technologies einen Großauftrag für ein Reversier-Kaltwalzwerk, Warmbandwerk und zwei Stranggießanlagen. Zusammen bilden diese Modernisierungen das Herzstück der thyssenkrupp-Pläne, und sollen im Laufe des Jahres 2025 abgeschlossen sein.

Das Projekt am Standort Bruckhausen trennt die bestehende Gießwalzanlage in eine Stranggießanlage und ein modernisiertes Warmbandwerk. Das bestehende integrierte Walzwerk konnte die anspruchsvollen Anforderungen der Automobilindustrie und anderer schnell wachsender Märkte nicht mehr erfüllen. Durch die Trennung in Gieß- und Walzbereiche wird eine hocheffiziente Produktion von hochfesten Stahlsorten und hochwertigen Endprodukten sichergestellt.

Fortschrittliche Lösung der Stranggießanlage

Die neu gestaltete 2-Strang-Stranggießanlage Nr. 4 wird mit fortschrittlichen und umfassenden mechanischen und automatisierten Lösungen ausgestattet. DynaWidth, ein System zur Verstellung der Kokillenbreite, wird eingesetzt, um eine schnelle und flexible Änderung der Brammenbreite zu ermöglichen. Der hydraulische Oszillator DynaFlex passt die Parameter der Formschwingung flexibel an, was zu einer verbesserten Strangoberflächenqualität der Brammen führt. Das Level-2-Automatisierungssystem verfügt über eine Vielzahl von Modulen, darunter Dynacs 3D, ein Modell, das eine optimale Einstellung der Sekundärkühlungs-Sollwerte gewährleistet, DynaGap SoftReduction 3D, ein vollautomatisches Walzspalt-Regelsystem zur Verbesserung der metallurgischen Eigenschaften des Strangs, und die Mold Expert-Technologie zur frühzeitigen Erkennung von Gießformbrüchen, was zu einer erhöhten Anlagenverfügbarkeit führt.

Die neue 2-Strang-Stranggießanlage Nr. 3 wird die bestehende Gießanlage Nr. 1 im Werk Bruckhausen ersetzen, sobald der Umbau der Gießwalzanlage abgeschlossen ist.

Modernisierung des Warmbandwerks

Für thyssenkrupp Steel ergeben sich aus der modernisierten Warmbreitbandstraße zahlreiche Vorteile. Weniger Kantenrisse und geringerer Materialabfall führen zu einer verbesserten Produktion, und das Produktportfolio wird um hochfeste Stähle sowie um Materialgüten für die E-Mobilität erweitert. Die erweiterte Produktpalette wird vor allem durch die patentierten Encopanels, ein Wärmekonservierungssystem, das die Wärme zurück in das Vorband abstrahlt, und eine erhöhte Walz- und Biegekraft in der Fertigstrasse realisiert.

Mit neuen und bewährten energieeffizienten Lösungen ausgestattet, wird das eingerüstige 4-high-Reversier-Vorwalzwerk direkt nach der neuen Gießanlage Nr. 4 und den beiden neuen Hubbalkenöfen installiert. Darüber hinaus werden die ersten beiden Fertigwalzgerüste und das Bandkühlsystem modernisiert. Primetals Technologies wird außerdem umfassende Level 1 und Level 2 Automatisierungssysteme liefern und Beratungsleistungen für die Installation und Inbetriebnahme erbringen.

Die Automatisierungssysteme sind auf dem neuesten Stand der Technik. Intelligente Assistenzsysteme stabilisieren den Walzbetrieb. Die Produktion bleibt auch bei Änderungen der Prozessbedingungen stabil, etwa wenn der Bediener eine Geschwindigkeitsänderung einleitet. Dafür sorgen vor allem eine durchgängige Temperaturregelung und eine fortschrittliche Konturregelung über den gesamten Vorgerüstbereich und Fertigstraße. Beide Module sind Teil des Level-2-Automatisierungssystems.

Mit einer jährlichen Produktionsmenge von rund 11 Millionen Tonnen Rohstahl beschäftigt thyssenkrupp Steel weltweit rund 26.000 Mitarbeiter. thyssenkrupp Steel hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 jährlich fünf Millionen Tonnen CO2-neutralen Stahl zu produzieren. Spätestens im Jahr 2045 will der deutsche Stahlhersteller die gesamte Produktion klimaneutral stellen.

Mit der Grundsteinlegung für den Bau einer modernen Warmbandstraße, dem Um- und Neubau von zwei Stranggussanlagen und dem Bau von zwei neuen Hubbalkenöfen unternimmt thyssenkrupp Steel entscheidende Schritte zur Stärkung seiner Position im europäischen Wettbewerb. Foto Copyright: thyssenkrupp Steel

Vertreter von thyssenkrupp Steel und Primetals Technologies während des Festakts. Von links nach rechts: Harald Espenhahn, Leiter Technik & Umwelt bei thyssenkrupp Steel, Hans-Jürgen Zeiher, Leiter Elektrik und Automation, Olaf Meininghaus, Corporate Account Manager, beide von Primetals Technologies, Andy Rohe, Leiter Downstream Operations, und Chris Lindner, Leiter Upstream Operations, beide von thyssenkrupp Steel. Foto Copyright: thyssenkrupp Steel.